Zechen in Bochum - Werne
Zeche Amalia
Die Abteufarbeiten für diese Schachtanlage sind 1873 in Angriff genommen worden. Aufnahme der Förderung
1885. Im gleichen Jahr wurde eine moderne Kokserzeugungsanlage errichtet. 1886 erfolgte der Bau einer
Brikettfabrik. Sie erreichte im ersten Jahr bereits eine Produktion von 2.250 Tonnen. 1887 belief sich die Kohlenförderung der Zeche auf ca. 149.000 Tonnen, 1890 auf fast 180.000 Tonnen (425 Beschäftigte).
Das Teufen eines Wetterschachtes begann 1892; er kam 1893 in Betrieb. In diesem Jahr ereignete sich eine
schwere Schlagwetterexplosion (sieben Todesopfer ). Förderung 1895: 226.000 Tonnen (970 Beschäftigte).
1898 begann das Teufen eines zweiten Wetterschachtes, der 1899 in Betrieb kam. Kohlenförderung 1900:
298.000 Tonnen (1.300 Beschäftigte). 1902 erfolgte der Durchschlag mit Neu - Iserlohn. Die höchste Förderung
ist 1913 mit fast 299.000 Tonnen erbracht worden (1.123 Beschäftigte). Förderung 1920: ca. 239.000 Tonnen
(1.270 Beschäftigte). 1928 ging die Zeche in Heinrich Gustav auf.
Zeche Heinrich-Gustav
Die Verleihung des Grubenfeldes erfolgte 1854/55 (auch Eisensteinberechtsame). Das Teufen des
Schachte Jacob (benannt nach dem Berghauptmann Theodor Jacob) begann 1855; der Schacht erreichte
1856 bei 58 m das Steinkohlengebirge und nahm 1859 die Förderung auf. Der Teufbeginn des Schachtes
Arnold (nach dem damaligen Bergmeister Arnold von der Becke) war 1858; dieser Schacht kam 1862 in
Förderung. 1865 belief sich die Kohlenförderung der Zeche auf rund 143.000t (595 Beschäftigte).
1880 begann das Teufen des Wetterschachtes Gustav; er ging 1882 in Betrieb. Die Förderung belief sich
in diesem Jahr auf ca. 234.000t (863 Beschäftigte). 1895 hatte die Förderung rund 284.000t
erreicht (1300 Beschäftigte) und 1896 wurde Schacht Arnold Hauptförderschacht; auf Jacob wurde die
Förderung eingestellt (weiter Wasserhaltung). 1905 ging Schacht Jacob zwischen der vierten und fünften
Sohle zu Bruch; er wurde 1906 aufgewältigt bzw. repariert und konnte 1907 wieder in Betrieb genommen
werden. 1910 betrug die Kohlenförderung der Zeche rund 298.000t (1.300 Beschäftigte). 1915 sind mit 1.327
Beschäftigten ca. 374.000t gefördert worden. Der Schacht Jacob wurde 1919 Förderschacht. Förderung 1925 :
429.000t. (1.880 Beschäftigte). 1927 ist die Förderung in Schacht Arnold eingestellt worden; Schacht Jacob
übernahm die gesamte Förderung der Zeche, die 1928 fast 800.000t erreichte (3.080 Beschäftigte). 1929
erfolgte der Zusammenschluss zur Zeche Robert Müser mit dem erweiterten und umgebauten Schacht Arnold als Zentralförderschacht.
Zeche Neu-Iserlohn
Die Gewerkschaft Neu-Iserlohn führte ursprünglich die Bezeichnung Münsterland. Iserlohner Geldgeber wurden
1863 der Anlass, den Namen zu ändern. Mit dem Abteufen des Schachtes 1 war 1856 begonnen worden. Die
Förderaufnahme erfolgte 1859. 1866 begann das Abteufen des Schachtes 2, der 1870 vollendet wurde. Die
Schachtscheibe war elliptisch (5,5 mal 6,7m). 1868 war ein Wetterschacht bis zum Steinkohlengebirge
niedergebracht worden, der später wieder abgeworfen und verfüllt wurde. Im Januar dieses Jahres ereignete
sich eine Schlagwetterexplosion, die mit 82 Todesopfern bis dahin das schwerste Grubenunglück an der Ruhr war.
1869 wurde auf dieser Zeche die erste untertägige Wasserhaltung im Revier eingerichtet. Bei einer Schlagwetterexplosion, im Dezember 1870 waren 35 Todesopfer zu beklagen. In diesem Jahr belief sich die Kohlenförderung auf ca.
74.000t (470 Beschäftigte). 1871 begannen die Arbeiten an einem Wetterschacht für Neu Iserlohn 2. 1876 wurde
die Schachtanlage Neu Iserlohn 2 durch Abtrennung von Neu-Iserlohn eine selbstständige Zeche. Ein weiterer
Wetterschacht wurde 1908 abgeteuft (später als Schacht 3 bezeichnet). Der Schacht war 578m tief und hatte einen Durchmesser von 5m. Seit 1913 (bis 1956) war er als Förderschacht in Betrieb; ab 1956 Wetter- und Materialschacht.
Das 1913 errichtete Fördergerüst (Höhe bis Radachse 35,3m) ist 1969 abgebrochen worden. Die Förderung von
Neu-Iserlohn 1 betrug 1910 fast 618.000t (2.316 Beschäftigte); Neu- Iserlohn 2 erreichte 1915 eine Förderung
von ca. 522.000t (2.105 Beschäftigte). Die höchste Förderung hat die Zeche 1927 mit über 846.000t erbracht;
1929 ist die Förderung auf Neu-Iserlohn 2 eingestellt worden; das Grubenfeld kam zu Neu-Iserlohn 1. 1931 wurden
die Schachtanlagen Neu-Iserlohn 1 und 2 zusammengefasst und Schacht 3 zum Hauptförderschacht ausgebaut. Die
beiden Schächte auf Neu-Iserlohn 2 blieben befahrbar.
Gegen Ende der vierziger Jahre wurde die Schachtanlage Siebenplaneten angeschlossen. Die Grubenabteilung
bestand seitdem aus den Schächten 1,2,3 Mathilde und Eduard, Wetterschacht 2 und Bunkerschacht (drei Förder- Seilfahrtschächte, ein Seilfahrt- und Wetterschacht, zwei Wetterschächte, ein Bunkerschacht). Teufe der Hauptfördersohlen: Neu-Iserlohn 583m ; Siebenplaneten 373m. Es waren vier Dampffördermaschinen (je eine
Koepe-, Bobinen-, zwei Trommelmaschinen) sowie zwei elektrische Fördermaschinen vorhanden. Förderung 1950:
460.000t. 1955 ist die Zeche mit der Großschachtanlage Robert Müser zu einer betrieblichen Einheit
zusammengeschlossen worden.
Zeche Robert Müser
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Die Großschachtanlage ist 1929 durch Zusammenfassung der Einzelzechen Heinrich Gustav, Amalia, Caroline
und Prinz von Preußen entstanden. Sie erhielt ihren Namen zu Ehren des Generaldirektors der Harpener
Bergbau AG, Robert Müser (geb. 1846, gest. 1927). Die Förderung der Anlage wurde seit 1930 auf dem zum
Zentralschacht ausgebauten Schacht Arnold der früheren Zeche Heinrich Gustav zu Tage gehoben. Das
Fördergerüst dieses Schachtes (deutsches Strebengerüst) war 1928 als vollwandige Konstruktion errichtet
worden. Um eine ästhetische, befriedigende Lösung zu schaffen, wählte man ein statisches System, das dem
der Bauart der Klönne sehr nahe kam. Im praktischen Betrieb bewährte sich das 57,2m hohe Gerüst sehr gut;
es kam zu häufigeren Nachahmungen. 1930 belief sich die Kohlenförderung der Zeche auf 1,1 mio. t (3.800
Beschäftigte). Der Wetterschacht Prinz von Preußen ist 1932 verfüllt worden. Förderung 1935: 925.000t
(2.488 Beschäftigte). Das Teufen des Wetterschachtes Amalia 3 (Bövinghausen) begann 1936; er kam 1939 in
Betrieb. Die höchste Förderung ist mit 1940 mit 1,67 mio. t erbracht worden (4.435 Beschäftigte).
Im Januar 1945 wurde nach starker Kriegszerstörungen (über Tage) die Fördereinstellung erforderlich; die
Wiederaufnahme des Betriebs konnte erst im Sommer erfolgen. 1948 waren bei einem Wassereinbruch auf Schacht
Caroline elf Todesopfer zu beklagen. Förderung 1950: 1,07 mio. t (5.145 Beschäftigte). 1955 umfasste die Großschachtanlage die Förder- und Seilfahrtschachtanlage Arnold-Jacob, die Seilfahrt- und Wetterschacht
Amalia und Caroline, den Seilschacht Prinz von Preußen, die Wetterschachtanlage Vollmond II und Bövinghausen,
die Seilfahrt- und Wetterschachtanlage Siebenplaneten sowie eine Kokerei und die chemischen Betriebe Amalia.
In diesem Jahr erfolgte auch die Übernahme der Zeche Neu-Iserlohn (Schächte 1/3 und 2/4, sowie Eduard und
Mathilde von Siebenplaneten). Die Förderung der Schachtanlage betrug 1955 rund 1,54 mio. t (7.035 Beschäftigte). Förderung 1964: 1,6 mio. t; Kokserzeugung: 970.000t. Förderung 1965: 1,44 mio. t; Kokserzeugung: 1 mio. t.
Förderung 1966: 1,37 mio.t Fett- und Eßkohle; Kokserzeugung 874.000t. Die letzte Schicht auf Robert Müser wurde
am 31. März 1968 gefahren.
Zeche Vollmond
Auf dieser Zeche wurde 1801 die erste Dampfwasserhaltungsmaschine im Ruhrbergbau aufgestellt. Die
Maschine war in Tarnowitz (Schlesien) gebaut worden und ursprünglich für die Zeche Charoltte
(Überruhr) bestimmt. Die Gewerkschaft verweigerte jedoch (1792) die Annahme und acht Jahre lang
lagerte die Maschine dann in Duisburg-Ruhrort, bis sie im Januar 1801 nach Vollmond geschafft wurde.
Es stellte sich heraus , dass die Feuermaschine nicht lief. Der junge Zimmermann Franz Dinnendahl
(1775 - 1826), der die Gebäude für die Maschine zu errichten hatte, erkannte als Nichtfachmann die
Fehler, setzte die Maschine richtig zusammen, so dass sie (vermutlich im Herbst 1801) als
Wasserhaltungsmaschine in Betrieb genommen werden konnte.
Der erste Schacht wurde 1808 abgeteuft (Victoria); er war 46 m tief. Dies war der erste seigere
Schacht, der an der Ruhr niedergebracht worden ist. 1856 ist mit dem Abteufen des Schachtes Giesbert
(auch: Gisbert) im Südfeld, sowie Caroline (Nordfeld) begonnen worden. Giesbert nahm 1860 die
Kohlenförderung auf. Die Förderung belief sich in diesem Jahr auf ca. 2.300t (144 Beschäftigte). 1861
wurden die Schächte Giesbert und Caroline tiefergeteuft; eine Lokomotivbahn zum Bahnhof Langendreer
ist gebaut worden. 1862 ereignete sich in Schacht Giesbert eine Schlagwetterexplosion (drei Todesopfer)
und die Teufarbeiten auf Caroline wurden bei 94 m eingestellt. 1864 waren Schacht Giesbert und ein
Wetterschacht in Betrieb und 1865 erreichte die Förderung rund 44.000t (303 Beschäftigte). Im Grubenfeld
der Zeche stand in geringer Tiefe ein reiches Kohlenvorkommen von guter Qualität an. Das Abteufen eines
zweiten Wetterschachtes begann 1867; er kam 1872 in Betrieb. Förderung 1875: 116.500t (650 Beschäftigte).
1885 hatte die Produktion fast 193.000t erreicht (695 Beschäftigte). 1886 begann das Teufen des
Wetterschachtes; der alte ist abgeworfen worden. Das Teufen des Wetterschachtes 2 (neben Giesbert) begann
1894; er kam 1896 in Betrieb. Förderung 1900: 285.000t (1.130 Beschäftigte). Die höchste Förderung ist 1907
mit ca. 290.000t erbracht worden (1.260 Beschäftigte). Förderung 1913: 283.000t (1.140 Beschäftigte).
Förderung 1920: 259.000t (1.194 Beschäftigte). 1926 ist die Zeche mit der Zeche Heinrich- Gustav vereinigt
worden; die Förderung wurde eingestellt. Die Schächte von Vollmond blieben erhalten und dienten bis zum Ende
der fünfziger Jahre der Wetterführung.
Prinz von Preußen
Die zweitälteste Schachtanlage ist die von Prinz von Preußen. Sie bestand aus den Grubenfeldern Prinz von Preußen,
Neumond und Klothkamp, die am 17. Juli 1854 acht Gewerken verliehen waren - Fabrikbesitzer F.G.v.d. Becke,
Kaufmann K. Brinkmann, Gewerke W. v. Hövel, Dr. med. Müser, Kaufmann A.Müller, Kaufmann J. Wielehahn, Steiger G.
Rüping und Techniker F. Große. Im März 1856 beging man mit dem Abteufen eines Schachts, der 134m tief war. Er
erhielt nach dem damaligen Berghauptmann Friedrich Carl von Oeynhausen den Namen Oeynhausen. Bei 53m stieß man
auf das Steinkohlegebirge, in dem man nicht weniger als 5 Flöze durchfuhr. Die Wettersohle wurde bei 92m Tiefe
angesetzt. 1860 nahm man die Förderung auf.
Zeche Caroline
War mit den beiden Zechen Heinrich und Prinz von Preußen von vornherein ein schöner Erfolg beschieden,
so weniger mit dem Schacht Caroline, für den man etwa 100 Ruten östlich des Tiefbauschachtes im Grubenfelde
von Prinz von Preußen einen Punkt ausgewählt hatte, der leicht an eine hier vorgesehene Haltestelle der
zukünftigen Eisenbahn angeschlossen werden konnte. Am 31. Oktober 1856 wurde der Betriebsplan zum Abteufen
genehmigt, im Laufe des Jahres 1857 wurde das Steinkohlengebirge erreicht. Vom 8. Februar bis 8. September
1859 musste der Schacht unterbrochen werden, weil in Folge der wirtschaftlichen Krise es auch hier an den
erforderlichen Geldmitteln fehlte. Dann wurde das Abteufen wieder aufgenommen und bis zu 94 m Tiefe fortgesetzt,
jedoch im Jahre 1866 abermals unterbrochen. Zwei Jahre später, 1865, wird die Genehmigung nachgesucht, die noch
im Schacht befindlichen Pumpen auszubauen, wozu er gesumpft werden musste. Nach dem dies geschehen war, wurde
das Abteufen gänzlich eingestellt.
Zechenerinnerungen
An einigen Stellen in Bochum-Werne stehen für den aufmerksamen Betrachter Denkmäler, Ausstellungsstücke und
Hinweise auf unsere hiesige Bergbaugeschichte. So finden wir an der neuerbauten Feuerwache an der Brandwacht
eine Seilscheibe und ein Hinweisschild auf die Schachtanlage Heinrich Gustav.
Selbst unsere Parkanlage wird durch einen restaurierten Kohlenwagen geziert. Im bizarren Sonnenlicht erscheint
das Transportmittel gerade zu als unverrückbares Symbol für den lokalen Bergbau.
Die Lore wurde nachträglich noch einmal überarbeitet und mit der Silhouette von Robert-Müser verziert.
Doch auch aktuelle Künstler, wie Paul Epp †, schufen für die Nachwelt Erinnerungen an die einst blühende Tradition
des Bochum-Werner Bergbaus. Der stilisierte Förderturm, mit der Seilscheibe und den in Bronze gegossenen
Bergbauszenen steht auch für künftige Generationen mitten in unserem Stadtteil. Das Gelände am Erich-Brühmann-Haus
mit dem nahen und stark frequentierten Marktplatz konnte nicht besser gewählt werden.